Modus 3×4: Operating Conditions
Patrick Lohse
24. Januar - 6. März 2022

Künstlergespräch mit Jasmin Degeling
So., 6. März um 16:00 Uhr


Das Design moderner Justizvollzugsanstalten steht, ähnlich wie Büroräume großer Konzerne, zunehmend im Zeichen eines spezifischen Zugriffs auf das Verhalten und die Gefühle der Insassen. Gestalterische Mittel, die in der Berufswelt auf die Steigerung der individuellen Produktivität abzielen, werden in der Logik des Strafvollzugs in eine Gestaltung der Beherrschbarkeit überführt.


Für »Modus 3×4: Operating Conditions« errichtet Patrick Lohse die Kulisse einer Suizidpräventionszelle. 
Patrick Lohse setzt sich in seiner künstlerischen Praxis seit mehreren Jahren mit den Themen Strafe und Gefängnis auseinander. Dabei nutzt er Strategien des Dokumentarischen, um visuelle Gegenmodelle und spekulative Perspektiven auf die Wirklichkeit zu entwickeln. In seiner Werkgruppe »Modus 3×4« steht dabei die Beschäftigung mit spezifischen Methoden und Techniken des institutionellen Bestrafens im Vordergrund. ​​​​​​​
   
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In die Werkgruppe MODUS 3x4 steht die Beschäftigung mit spezifischen Methoden und Techniken des institutionellen Bestrafens im Vordergrund.
Die bereits in der Reihe »Modus 3×4« entstandenen Arbeiten kreisen um die kontinuierlichen Anpassungsprozesse, die das Gefängnis unter dem Einfluss von gesellschaftlichem Wandel, kapitalistischer Verwertungslogik und technischer Innovation durchläuft. Dabei verfolgt Patrick Lohse nicht den Ansatz, das Gefängnis als Ganzes begreiflich zu machen oder zu erklären. »Modus 3×4« ist viel mehr ein Versuch, die Systematik und die Funktionsweise des Justizapparates,  sichtbar zu machen.
​​​​​​​Die erste Arbeit der Serie, „3×4m, Cool-DownPink“ (2018), zeigt eine Zelle, die vollständig in dem gleichnamigen patentierten Farbton gestrichen wurde, der eine »blutdrucksenkende« und damit »beruhigende« Wirkung auf Gefangene haben soll. ​​​​​​​

»3×4, Cool-Down-Pink« (2018)
C-Print mounted on plexiglas, 215cm × 145cm


Im Gegensatz dazu zielt die gänzlich farblose Gestaltung der Zelle in „3×4m, Deprivation“ (2019) auf den Entzug visueller Reize ab, der bereits nach wenigen Stunden Halluzinationen und Gleichgewichtsstörungen hervorruft. ​​​​​​​
   

»3×4, Deprivation« (2019)
C-Print mounted on plexiglas, 215cm × 145cm


In „3×4, Time-Out“ (2020) ist ein mit Beigefarbenen Matten ausgekleideter Haftraum zu sehen, der als sichere Maßnahme bei »unkontrollierten Aggressionsschüben« beworben wird. Farbliche Akzente und bewegliches Mobiliar sollen hier ein positives Umfeld erzeugen. 

»3×4, Time-Out« (2018)
C-Print mounted on plexiglas, 215cm × 145cm

Bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass diese Arbeiten inhaltlich über den im Bild sichtbaren Raum hinausweisen: Eine unplausible Spiegelung im Fenster, ein Wasserschaden an der Decke oder ein am Bildrand sichtbarer Holzbalken deuten an, dass es sich hier nicht um einen vorgefundenen Haftraum handelt, sondern um die fotografische Inszenierung maßstabsgetreuer Kulissen. 
Dabei sind die Konzepte der Hafträume keineswegs erdacht - im Gegenteil: Augenzeugenberichte, die Transkription eines Beratungsgesprächs oder die Katalogfotos eines Herstellers wurden in einem intensiven Arbeitsprozess zu Bauplänen für die Kulissen umfunktioniert.



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